Editorial der Clubnachrichten September / Oktober 2017

Liebe Clubmitglieder

7a+ / 7b / 7b+ / 7c+ / 8b / 7c / 7a+, nein, ich bin nicht im Yosemite-Valley, sondern auf dem Weg vom Sämtiser- zum Fälensee und blicke Richtung Westliche Dreifaltigkeit. Schon immer faszinierten mich diese drei Wände, die wie drei Flammen gegen Himmel ragen. Sie wirken bereits hier vom Weg aus imposant. Wer aber von der Bogartenlücke aus nach unten läuft und einen Blick zurück wirft, erstarrt vor der Wucht und Schönheit dieser Platten. Natürlich habe ich auch schon die Topos zu diesen Wänden angeschaut und davon geträumt, so etwas klettern zu können – was bei mir ein Traum bleiben wird. Vor allem hörte man von technischen Klettereien, selten von freier Kletterei. Doch die Meldung, dass der im Appenzellerland lebende Michael Wohlleben das nahezu Unmögliche und lange Versuchte jetzt geschafft hat, ist faszinierend.
In Kletterkreisen schnell eines der Top-Themen, konnte selbst das St.Galler Tagblatt dieser Meldung, dass da eine 150 Meter hohe, nahezu senkrechte Wand in einem Schwierigkeitsgrat 8b (vorgeschlagen) Rotpunkt durchgeklettert wurde, nicht wiederstehen. 8b, man kann sich das nicht mal vorstellen, denn es ist für einen «Normal-Kletterer» viel zu weit weg. Aber wenn man bedenkt, dass 9a das höchste ist, was bisher frei geklettert wurde, lässt das die Wand und damit die Tat noch beeindruckender erscheinen. Nur wenige Top-Kletterer schaffen solche Wände, und wir sind gespannt, wann die nächste Rotpunkt-Begehung stattfinden wird.
Der SAC St.Gallen gratuliert Michael zu dieser Meisterleistung. Und wer Details zu dieser Wand aus erster Hand erfahren möchte, kann in unserer Tourendatenbank nach Michael Obendrauf filtern, denn er hat zusammen mit Markus Hutter 1998 die Erschliessung begonnen. Nur wer mit ihm während seiner Touren darüber diskutieren will, muss auch sehr fit sein.

Marcel Halbeisen, Präsident