Editorial der Clubnachrichten Juli/August 2017

Liebe Clubmitglieder

Es traf mich wie ein Schock, als ich am 30. April erfuhr, dass Ueli Steck tödlich abgestürzt war. Erst tauchten Fragen in mir auf, wie das passieren konnte. Dann recherchierte ich im Internet, wohl wissend dass ich nie erfahren werde, warum ein Solo-Bergsteiger ums Leben gekommen ist. Doch gerade bei Ueli lässt mich dieses Unwissen nicht in Ruhe, denn was kann einem solch hervorragenden Bergsteiger passieren? War es wieder etwas, das ihn «aus der Spur schlug»? War es doch ein ganz normaler Fehler, der auch mir passieren könnte? Denn jeder Mensch macht Fehler, auch da – und leider gerade da – wo sie unverzeihlich sind.

Wir werden es nicht erfahren. Und das ist gut so. Wir Bergsteiger wissen ganz genau, was die Gefahren am Berg sein können. Wir lernen damit umzugehen, planen optimal, um sie zu kalkulieren und versuchen so möglichst «gefahrenfrei» unterwegs zu sein. Wir können sicher sein, dass gerade Ueli perfekt vorbereitet war und sicher keine unkalkulierbaren Risiken auf sich genommen hat. Das wäre nicht der Ueli Steck, der so viele faszinierende, aber auch kontroverse Touren unternommen hat. Doch irgendwie gibt es doch immer diese unsichtbare Linie, die wir nicht überschreiten sollten, die wir durch Erfahrung, Training und Können beeinflussen, aber offensichtlich doch nicht verhindern können. Leider hat Ueli diese Linie überschritten.

Ueli hat sein Ding gemacht, das durchgezogen, was ihm Spass machte, was er hervorragend konnte und worin er nahezu unschlagbar war. Zwar wurde er nur 40 Jahre alt, aber er hat sein Leben extrem intensiv gelebt. So wie wir alle doch gerne so intensiv wie möglich leben wollen, ein Traum von einem Bergsteigerleben.

Danke Ueli, dass Du uns hast mitträumen lassen!

Marcel Halbeisen, Präsident